Falsch befüllte Biotonnen führen zu Mehrkosten

SAS-Mitarbeiter Markus Lange steht in der Anlieferungshalle der Bioabfallverwertungsanlage vor einem Berg nichtkompostierbarer Störstoffe, Foto: maxpress/srk
SAS-Mitarbeiter Markus Lange steht in der Anlieferungshalle der Bioabfallverwertungsanlage vor einem Berg nichtkompostierbarer Störstoffe, Foto: maxpress/srk

Schwerin • In einigen Stadtteilen von Schwerin wird Biomüll anders definiert. Da landen Jacken, Handtücher, Blechdosen, Kinderspielzeug, Kunststoffverpackungen und sogar Kolben eines Automotors in den braunen Tonnen. Für die Schweriner Abfallentsorgungs- und Straßenreinigungsgesellschaft mbH (SAS) ein großes Ärgernis mit weitreichenden Konsequenzen für das Unternehmen und vielleicht auch bald für den Gebührenzahler.

Markus Lange steht in der Anlieferungshalle der Bioabfallverwertungsanlage (BAVA) kopfschüttelnd vor einem riesengroßen Haufen Durcheinander. Es sieht aus wie der gemischte Inhalt des gelben Sackes und der Restmülltonne. Doch was da vor ihm liegt, stammt aus der braunen Biotonne. Wahllos greift er einige Stücke heraus: Kunststoffverpackungen, Folien, Glasscherben und Textilien. „Das ist das Ergebnis von nur zwei Tagen. Wir haben es aufwändig aussortiert und müssen es nun separat entsorgen. Das führt zu Mehrkosten“, erklärt der BAVA-Betriebsleiter.
Das getrennte Sammeln von Bioabfällen und deren anschließende Vergärung haben mit dazu beigetragen, die Abfallgebühren in der Landeshauptstadt zu senken. „Diesen Trend wollen wir nicht umkehren“, betont SAS-Geschäftsführer Andreas Lange. Dennoch sieht er die Toleranzgrenze überschritten, zumal die Zahl der so genannten Störstoffanteile stetig zunimmt. Das kann er mit Aufzeichnungen und Fotos belegen. „In den vergangenen Monaten haben unsere Fahrer die Biotonnen vor dem Entleeren genauer geprüft. Bei falscher Befüllung wurden Fotos angefertigt sowie Straße und Hausnummer notiert“, erläutert Andreas Lange.
Außerdem läuft seit etwa zwei Jahren mit der Universität Rostock ein Projekt: Mit Sortieranalysen soll bestimmt werden, aus welchen Stadtteilen in welchen Mengen die Störstoffe kommen.
„Wir müssen versuchen, so viele Störstoffe wie möglich aus dem angelieferten Bioabfall zu selektieren, da sonst unsere Anlage mit ihren Pumpen, Schiebern und Rührwerken beschädigt wird und im schlimmsten Fall für die Reinigung oder Reparatur abgeschaltet werden muss. Dadurch entstehen uns große wirtschaftliche Verluste“, erklärt der Betriebsleiter der Bioabfallverwertungsanlage. Die Konsequenzen können aber noch weitreichender sein. Wenn die Störstoffe nicht bis auf ein Minimum reduziert werden können und im Bio-Reaktor vernichtet werden, gelangen sie in den Kompost. Dieser wird regelmäßig von einem Prüflabor untersucht. „Sind zu viele Störstoffe enthalten, dürfen wir den Kompost nicht an die Landwirtschaft geben. Da die Qualitätsanforderungen immer größer werden, kann hier bald ein neues Problem entstehen“, sagt Markus Lange und verweist darauf, dass bislang auch die Gärreste geprüft, zertifiziert und als Flüssigdünger an die Landwirtschaft geliefert werden.

Text: Stephan Rudolph-Kramer

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